Forschungsprojekt: Pilotprojekt zur Erfassung luftgetragener biologischer Arbeitsstoffe

Kurzbeschreibung:

Ziel dieses Pilotprojektes war die Unterstützung der Bayerischen Gewerbeaufsicht bei ihren Beratungs- und Überwachungsaufgaben hinsichtlich der quantitativen Erfassung der mikrobiellen Belastung der Luft an Arbeitsplätzen mit einer zu erwartenden Exposition gegenüber luftgetragenen pathogenen Bakterien und Schimmelpilzen. Hierzu wurden in Abstimmung mit der Bayerischen Gewerbeaufsicht auf Grundlage der Gefährdungsbeurteilungen Arbeitsplatzuntersuchungen vorgenommen. Die Arbeitsplatzuntersuchungen umfassten jeweils einen Betrieb im Bereich der Wertstoffsortierung (TRBA 214), der Abwasserbehandlung / Kanalreinigung (TRBA 220), im klinischen Bereich die Versorgung von MRSA-Patienten (TRBA 250). An diesen Arbeitsplätzen sowie als Referenz an der Außenluft wurden Bioaerosolproben durch Abscheidung der Bioaerosole auf Gelantinefilter genommen und im Labor ausgewertet. Zeitgleich wurden meteorologische Parameter wie Lufttemperatur, relative Feuchte, Luftdruck und Winddaten erfasst. Da es bislang keine Grenzwerte für biologische Arbeitsstoffe gibt, wurden die Konzentrationen an Bakterien und Schimmelpilzen in der Luft im Vergleich mit den Hintergrundkonzentrationen sowie anhand von Ergebnissen einschlägiger Untersuchungen aus der Literatur bewertet.

Es hat sich ergeben, dass die Luftkonzentrationen von Gesamtbakterien und Schimmelpilzen an den Arbeitsplätzen der Abwasser- und Recyclingwirtschaft deutlich über den Hintergrundkonzentrationen lagen. E.coli und damit auch EHEC Erreger konnten an keinem Arbeitsplatz in der Luft nachgewiesen werden. Auf Grundlage der arbeitsplatzbezogenen Bewertung der Messergebnisse (Exposition) erfolgte gemeinsam mit der Bayerischen Gewerbeaufsicht die Beurteilung, ob und inwieweit technische Schutzmaßnahmen gegen eine Infektionsgefährdung (§§ 5 bis 8 BioStoffV) funktionsfähig und wirksam sind (§ 11 Abs. 2 BioStoffV). Im Bereich der Wertstoffsortierung wurde zum Zeitpunkt der Arbeitsplatzuntersuchung an drei Sortierbändern der TKW für die Überprüfung der technischen Schutzeinrichtungen überschritten.

Bei der Überprüfung der Funktion und Wirksamkeit technischer Schutzmaßnahmen wurden in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Gewerbeaufsicht an die Anlagenbetreiber gerichtete Maßnahmenempfehlungen zur Expositionsminderung erarbeitet. Es ist vorgesehen, die Wirksamkeit ergriffener Schutzmaßnahmen durch eine Nachuntersuchung der betreffenden Arbeitsplätze zu überprüfen.

Bei der Untersuchung an zwei klinischen Arbeitsplätzen im Bereich der Versorgung von MRSA-positiven Patienten konnte kein Anhalt für eine Infektionsgefährdung gesehen werden. Aufgrund der Notwendigkeit vorrangig Schimmelpilzbefall festzustellen, wurden Materialproben von Kellerwänden an Arbeitsplätzen im Lagerbereich eines Modehauses genommen. Es konnten vereinzelt Schimmelpilzgattungen nachgewiesen werden, von denen einzelne Vertreter humanpathogenes bzw. allergieauslösendes Potenzial besitzen. Hier wurde aus hygienischen Gründen der unverzüglichen bauphysikalischen Abklärung und Beseitigung der Ursache Vorrang vor Bioaerosolmessungen gegeben.

Die Messwerte-basierten und standardisierten Arbeitsplatzuntersuchungen stellen ein ergänzendes Instrument der Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsplätze dar, welches das LGL erstmals in Bayern etablierte. Anhand konkreter und belastbarer Expositionsdaten können damit Schutzmaßnahmen nachweislich überprüft werden. Auf den Datenpool, der stetig durch arbeitsplatzbezogene Messwerte auch aus der Literatur erweitert werden soll, könnte bei künftigen Messwerte-basierten Gefährdungsbeurteilungen zurückgegriffen werden.

Durch weitere Untersuchungen an diesen und anderen Arbeitsplätzen mit Bioaerosolexposition kann der Datenpool ausgebaut und auch als Basis für die Ableitung von wirkungsbezogenen Grenzwerten und Richtwerten genutzt werden.

Laufzeit: 2011 bis 2012