Untersuchung von Glühweintassen

Weihnachtszeit ist Glühweinzeit. Und natürlich werden Glühwein, Feuerzangenbowle, Kaffee und Tee in dieser Zeit aus bunten, weihnachtlich verzierten Tassen getrunken. Bei der lebensmittel-chemischen Beurteilung spielen nicht nur die Zutaten des Glühweins oder der Feuerzangenbowle eine Rolle, sondern auch die Qualität der Trinkgefäße. Denn aus diesen können Schwermetalle, vor allem Blei, Cadmium und Cobalt, in das Getränk übergehen (migrieren).

Rechtliche Regelungen

Der Übergang von Blei und Cadmium ist gesetzlich geregelt. Laut Bedarfsgegenstände-verordnung1 dürfen aus füllbaren keramischen Gegenständen nicht mehr als 4 mg Blei und 0,3 mg Cadmium pro Liter in Lebensmittel übergehen. Die Migration aus dem 2 cm breiten äußeren Trinkrand in eine Prüflösung darf gemäß DIN 510322 nicht mehr als 2 mg Blei bzw. 0,2 mg Cadmium je Trinkrand betragen. Die DIN 51032 ist keine Rechtsnorm. Die Grenzwerte dieser Norm basieren aber auf der Forderung, dass Bedarfsgegenstände, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, beim Gebrauch Stoffe nicht in gesundheitlich bedenklichen Mengen abgeben dürfen. Für den Übergang von Cobalt existieren Erfahrungswerte, die den Stand der Technik widerspiegeln. Keramische Gegenstände können so hergestellt werden, dass die Cobaltmigration nicht mehr als 0,1 mg/l bzw. 0,2 mg/Trinkrand beträgt.

Eigenschaften der Tassen

Porzellantassen sind keramische Erzeugnisse. Als solche werden sie aus anorganischen Mineralien unter Zusatz von Wasser geformt, anschließend getrocknet und gebrannt. In der Regel werden die keramischen Erzeugnisse mit einer Glasur überzogen, die durch Brennen auf die Keramik aufgeschmolzen wird. Die Glasur verleiht dem keramischen Gegenstand Dichtigkeit, Glätte und Härte. Sie kann transparent oder getrübt sowie farbig oder farblos sein. Zudem kann die Keramik mit farbigen Unter-, In- oder Aufglasurdekors verziert werden. Die Glasuren und Farben, die auf die keramischen Gegenstände aufgetragen werden, sind der Ursprung der Schwermetallmigration. Bleioxid ist ein Flussmittel, welches die Schmelzbarkeit, Transparenz und Brillanz einer Glasur erhöht, Cadmiumverbindungen (rot, gelb) und Cobaltoxid (blau) werden zum Färben eingesetzt. Das Ausmaß des Übergangs wird durch den Gehalt des Schwermetalls in der Glasur, durch die Brenntemperatur, durch die chemische Zusammensetzung der Glasur und durch die Art des Lebensmittels beeinflusst. Generell führen vor allem saure Lebensmittel, wozu z. B. auch ein Glühwein gehört, zum Herauslösen von Schwermetallverbindungen aus der Glasur.

Untersuchungsergebnisse des LGL

Im Rahmen der Routineanalytik wurden in den Monaten November und Dezember 2011 26 Tassen mit bunter, weihnachtlicher Verzierung auf die Migration von Blei, Cadmium und Kobalt untersucht. Die Tassen wurden dazu mit 4%iger Essigsäure, einem Simulanz für saure Lebensmittel, gefüllt. Die Prüfung erfolgte bei 22°C für 24 Stunden. Für die Untersuchung des Schwermetallübergangs aus dem Trinkrand wurden die Tassen kopfüber in das Simulanz eingetaucht. Die Ergebnisse sind in den Abbildungen 1 und 2 dargestellt. Die erfreuliche Nachricht ist, dass die Grenzwerte für Blei und Cadmium bei allen Tassen um ein vielfaches unterschritten wurden. Ein Übergang von Blei wurde überhaupt nur bei neun, ein Übergang von Cadmium bei acht von 26 untersuchten Trinkrändern nachgewiesen. Die Extraktionslösung, mit der die Tassen gefüllt wurden, enthielt bei keiner der Tassen Blei oder Cadmium in nachweisbaren Mengen. Auch die Cobaltgehalte lagen durchweg unter den Werten, die zu einer Beanstandung führen (0,1 mg/l oder 0,2 mg/Trinkrand). Insgesamt wurde bei drei von acht blauen Tassen und bei einer schwarzen Tasse eine Cobaltmigration nachgewiesen. Die untersuchten Weihnachtstassen geben also ein sehr gutes Bild ab. Sowohl die Flächen mit Lebensmittelkontakt als auch die Trinkränder sind hinsichtlich der Migration von toxischen bzw. unerwünschten Schwermetallen gesundheitlich unbedenklich.

Hintergrundinformationen: Gesundheitliche Wirkungen von Blei, Cadmium und Cobalt

Die Schwermetalle Blei und Cadmium können die Gesundheit gefährden. Dabei spielt weniger die akute als die chronische Toxizität eine Rolle. Die kritischste Wirkung des Bleis ist dessen Neurotoxizität. Besonders empfindlich reagieren Kinder im Mutterleib sowie Säuglinge und Kleinkinder. Blei schädigt zudem die Nieren und das Herz-Kreislauf-System und stört die Blutbildung. Außerdem ist Blei als "wahrscheinlich krebsauslösend beim Menschen" eingestuft.3 Die Schädigung des Organismus durch Cadmium betrifft vor allem die Nieren und die Knochen.4 Eine Gesundheitsschädigung durch die Aufnahme von Lebensmitteln, die mit stark schwermetalllässigen Gefäßen in Kontakt stehen, ist auch heute nicht auszuschließen. Entsprechende Fälle werden in der Literatur beschrieben.5 6 Cobalt besitzt eine vergleichsweise geringe Toxizität. Aus Gründen des vorbeugenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes gelten Cobaltübergänge, die über das technische vermeidbare Maß hinaus gehen, dennoch als unerwünscht.

Fußnoten

1 Bedarfsgegenständeverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. Dezember 1997 (BGBl. 1998 I S. 5), die zuletzt durch Artikel 5 der Verordnung vom 13. Dezember 2011 (BGBl. I S. 2720) geändert worden ist.
2 DIN 51032:1986-02: Keramik, Glas, Glaskeramik, Email; Grenzwerte für die Abgabe von Blei und Cadmium aus Bedarfsgegenständen.
3 EFSA Panel on Contaminants in the Food Chain (CONTAM). Scientific Opinion on Lead in Food. EFSA Journal 2010; 8(4):1570. http://www.efsa.europa.eu/fr/scdocs/doc/1570.pdf.
4 Sixty-seventh report of the Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives. Evaluation of Certain Food Additives and Contaminants. WHO Technical Report Series 960. http://www.who.int/ipcs/publications/jecfa/reports/trs940.pdf.
5 Blei und Cadmium aus Keramik. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 023/2005 des BfR vom 26. März 2004. http://www.bfr.bund.de/cm/343/blei_und_cadmium_aus_keramik.pdf.
6 Wilson, T. W., Card, R. T. 1986: Lead poisoning: unusual manifestation and unusual source. Can Med Assoc J. 135:773-775.

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