Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Tafeltrauben von Januar bis November 2008

Hintergrund der Untersuchung

Weintrauben

Tafelweintrauben gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschen. Heute ist die Weinrebe in mehreren tausend Arten in vielen Regionen weltweit verbreitet.

Weintrauben enthalten, abhängig von der Sorte und Verarbeitung, viele Antioxidantien, vor allem Polyphenole, sowie weitere im menschlichen Körper wirksame Substanzen. Dazu gehören beispielsweise B-Vitamine, Carotinoide und Mineralstoffe (unter anderem Kalium, Kalzium und Magnesium). Rote und blaue Trauben enthalten im Vergleich zu den hellen Trauben allgemein mehr dieser wichtigen Stoffe, die zu rund einem Drittel in den Kernen stecken. Daher sollten die oft angebotenen kernlosen Sorten ("Thompson Seedless", "Sultana" oder "Superia") nicht den Sorten mit Kernen vorgezogen werden.

Tafeltrauben werden heute bei uns fast das ganze Jahr über angeboten. Aus Italien werden große Menge zwischen Juli und November geliefert, aber auch spanische, griechische und türkische Früchte werden in diesem Zeitraum angeboten. In den übrigen Monaten stammen die Tafeltrauben meist aus Argentinien, Brasilien, Chile und Südafrika. Die deutschen Trauben werden im Oktober geerntet, wobei sie oft zum direkten Verzehr zu sauer sind. Daher kommen fast alle Tafeltrauben aus dem Ausland. Jedoch wird mittlerweile eine stärkere Vermarktung von deutschen Trauben angestrebt.

Die Jahresweltproduktion an Weintrauben beträgt mehr als die von Äpfeln und Orangen zusammen. Durchschnittlich verzehrt jeder Deutsche 4 kg Weintrauben (als Tafeltrauben) pro Jahr, aber Trauben werden hauptsächlich (zu ungefähr 85 % der Weltproduktion) zu Säften und vor allem zu Wein verarbeitet (Keltertrauben).

Die Trauben sind als Intensivkultur vom Austrieb bis zur Beerenlese vielen Krankheiten und Schädlingen ausgesetzt. Pilzerkrankungen wie Echter und Falscher Mehltau, Grauschimmel und die Schwarzfleckenkrankheit stellen ein besonders großes Problem dar, aber auch die Larven der Traubenspinner (Heuwurm oder Sauerwurm) können die Weinreben befallen. Daher werden während der Wachstumsperiode Pflanzenschutzmittel ausgebracht, um die Trauben vor Schädlingen zu schützen und die Ernte zu sichern. Aktuelle Züchtungen bezwecken die Verbesserung natürlicher Resistenzen gegen Schädlinge und damit eine Einsparung von Pflanzenschutzmitteln.

Um die Belastungssituation der Tafeltrauben weiter zu verfolgen, werden diese gestreut über das ganze Jahr untersucht. Der vorliegende Beitrag berichtet über die Ergebnisse der von Januar bis November 2008 untersuchten Trauben.

Zusammenfassung

Im Zeitraum wurden insgesamt 70 Proben Tafeltrauben konventioneller Erzeugung aus dem Groß- und Einzelhandel untersucht. Die Proben stammten vor allem aus Südafrika, Chile und Italien, aber auch aus Brasilien und der Türkei.

Die Rückstandssituation bei den Tafeltrauben hat sich im Vergleich zu dem Jahr 2007 geringfügig verbessert. 1 % der Proben war rückstandsfrei, 92 % wiesen Rückstände unterhalb der zulässigen Höchstmengen auf und bei 7 % waren die Höchstmengen überschritten (siehe Abbildung 1).

Das Tortendiagramm gibt an, dass im Jahr 2007 der Anteil an rückstandsfreien Proben bei 1 % lag, während 89 % der Proben Rückstände unterhalb der Höchstmengen und 10 % Rückstände über den Höchstmengen aufwiesen. Das Tortendiagramm verdeutlicht Daten des Jahres 2008. 1 % der Proben enthielten keine Rückstände, 92 % der Proben Rückstände unterhalb der Höchstmengen und 7 % Rückstände über den Höchstmengen.

Abbildung 1: Anteil rückstandshaltiger Tafeltrauben im Jahr 2007 bzw. 01/2008 – 11/2008

Ergebnisse im Detail

Einen Überblick über die Rückstandssituation bei den Tafeltrauben gibt Tabelle 1. Mit Ausnahme von Südafrika und Chile sind die Probenzahlen je Herkunftsland so gering, dass sta-tistische Aussagen nicht zu verallgemeinern sind. Im Gesamtdurchschnitt wurden 5,4 Rückstände pro Probe gefunden, der mittlere Rückstandsgehalt lag bei 0,45 mg/kg. Der höchste Einzelrückstand betrug 1,38 mg/kg bei dem Fungizid Fenhexamid, in 145 Fällen (38 %) lagen die Gehalte der einzelnen Rückstände unter 0,01 mg/kg.

Im Vergleich zu den Vorjahresproben aus dem konventionellen Anbau war die Rückstandssituation etwas günstiger, da diese 10 % Höchstmengenüberschreitungen, im Durchschnitt 6,7 Rückstände pro Probe und einen mittleren Rückstandsgehalt von 0,50 mg/kg aufwiesen.

Tabelle 1: Ergebnisübersicht Tafeltrauben (01/2008 – 11/2008)
Herkunftsland Gesamtzahl ohne R mit R kleiner als HM mit R größer als HM Anzahl R pro Probe 1) Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg)
Argentinien 2 0 2 0 1,0 0,27
Brasilien 6 0 6 0 3,7 0,10
Chile 13 0 11 2 6,7 0,54
Frankreich 1 0 1 0 4,0 0,17
Griechenland 3 0 3 0 4,7 0,07
Indien 1 0 0 1 10,0 0,34
Italien 9 0 8 1 6,6 0,43
Namibia 4 0 4 0 1,8 0,03
Südafrika 22 1 21 0 3,8 0,44
Türkei 6 0 5 1 11,2 1,27
ungeklärt 3 0 3 0 7,7 0,36
Gesamt 70 1 64 5 5,4 0,45
in Prozent 1% 92 % 7 %
zum Vergleich: 2007 109 1 % 89 % 10 % 6,7 0,50

R = Rückstand; HM = Höchstmenge; 1) Durchschnitt

Bei fünf Proben (7 %) wurden Höchstmengenüberschreitungen festgestellt. Somit zeigt sich im Vergleich zum vergangenen Jahr ein Rückgang. Ursache für diese Veränderungen ist unter anderem die anteilige Zusammensetzung der Herkunftsländer, im Berichtszeitraum wurden vor allem die eher geringer belasteten, südafrikanischen Tafeltrauben zur Untersuchung vorgelegt.

Die unzulässig hohen Gehalte betrafen Insektizide (gegen Insekten) in je einer italienischen, türkischen und chilenischen Probe sowie ein Fungizid in einer indischen und ein Herbizid in einer chilenischen Probe.

Die Höchstmengenüberschreitungen bezogen sich auf "allgemeine", niedrig angesetzte Höchstmengen, da bei den entsprechenden Stoffen eine spezielle Regelung für (Tafel-) Trauben nicht vorlag (siehe Tabelle 2).

Tabelle 2: Tafeltrauben-Proben mit Höchstmengenüberschreitungen (01/2008 – 11/2008)
Herkunftsland Anzahl HMU Stoff Rückstandsgehalt (mg/kg) zulässige Höchstmenge ARfD-Ausschöpfung [%] 1)
Italien 1 Lufenuron (I) 0,067 0,01 ARfD nicht notwendig
Türkei 1 Indoxacarb (I) 0,044 0,02 (3) * 2
Chile 1 Imidacloprid (I) 0,065 0,05 (1) * 1
Indien 1 Flusilazol (F) 0,018 0,01 24
Chile 1 Oxyfluorfen (H) 0,014 0,01 ARfD nicht festgelegt

HMÜ = Höchstmengenüberschreitung, I = Insektizid, F = Fungizid, H = Herbizid ARfD = Akute Referenzdosis
* Werte in Klammer: Allgemeinverfügung nach § 54 LFGB (nur für Herkunft EU / EWR)

Bei allen Höchstmengenüberschreitungen wird eine toxikologische Risikoabschätzung durchgeführt. Dazu wird am Beispiel eines Kindes von zwei bis unter fünf Jahren überprüft, in welchem Maß bei einem einmaligen hohen Verzehr die akute Referenzdosis (ARfD) ausgeschöpft ist. Bei Überschreitung des ARfD-Wertes sind gesundheitliche Risiken nicht mit der gebotenen Sicherheit auszuschließen. In solchen Fällen erfolgt über das Europäische Schnellwarnsystem (RASFF) eine entsprechende Mitteilung an die Mitgliedstaaten. Das war allerdings bei den vorliegenden Proben nicht erforderlich.

Von den insgesamt 59 verschiedenen, in Tafeltrauben nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen sind die häufigsten Stoffe (fünfmal und häufiger nachgewiesen) in der Abbildung 2 aufgelistet. Die häufigsten Stoffe sind ausschließlich Fungizide, was das Risiko von Pilzerkrankungen in Traubenkulturen widerspiegelt. Lediglich drei Verbindungen mit akrizider, insektizider oder nematizider Wirkung (Spinosad, Chlorpyrifos und Endosulfan) sind unter den 20 am häufigsten gefundenen Substanzen.

Abbildung 2: Häufig nachgewiesene Stoffe in Tafeltrauben (01/2008 – 11/2008)

Das Balkendiagramm zeigt die häufig nachgewiesenen Stoffe in Tafeltrauben. Cyprodinil und Fenhexamid wurde 31-mal detektiert, gefolgt von Azoxystrobin mit 23-mal und Quinoxyfen mit 17-mal. Fludioxonil, Iprodion und Boscalid wurden in jeweils 16 Proben nachgewiesen, Myclobutanil in 15 Proben. 13-mal wurde Procymidon, jeweils 12-mal Spinosad und Triadimenol/Triadimefon gefunden. Zehnmal wurde Chlorpyrifos und jeweils neunmal Iprovalicarb, Kresoximmethyl und Penconazol detektiert. In acht Proben war Pyrimethanil, Tebuconazol und Trifloxystrobin und in jeweils sieben Pro-ben Endosulfan und Metalaxyl enthalten. Methoxyfenozid und Zoxamid wurde sechsmal detektiert, Imidacloprid, Indoxacarb, Hexaconazol, Famoxadon, Pyraclostrobin und Fenarimol fünfmal. Die genannten Stoffe sind mit Ausnahme von Spinosad (Insektizid), Chlorpyrifos (Akarizid, Insektizid und Nematizid), Endosulfan (Akarizid und Insektizid) sowie Methoxyfenozid, Imidacloprid, Indoxacarb (Insektizide) Fungizide.

A = Akarizid, F = Fungizid, I = Insektizid, N = Nematizid

In fast 85 % der Proben wurden mehrere Stoffe gleichzeitig gefunden. So enthielten 25 Proben (36 %) zwei bis vier Rückstände und 21 Proben (30 %) fünf bis acht Rückstände (siehe Abbildung 3). In 13 Proben (19 %) wurden neun und mehr Rückständen nachgewiesen, wobei zwei Proben mit jeweils 16 Rückständen besonders negativ auffielen. Eine dieser Proben stammte aus Italien und wurde aufgrund der Höchstmengenüberschreitung bei dem Insektizid Lufenuron beanstandet. Sie wies einen deutlichen Gesamtrückstandsgehalt von 1,32 mg/kg auf. Die zweite Probe kam aus der Türkei und wurde trotz eines Gesamtgehalts an Rückständen von 3,35 mg/kg lebensmittelrechtlich nicht beanstandet, da die einzelnen Rückstände die Höchstmengen nicht überschritten.

Das Problem der Mehrfachrückstände wird teilweise sehr emotional und kontrovers betrachtet, insbesondere wegen noch lückenhafter Kenntnisse über mögliche additive Wirkungen der unterschiedlichen Stoffe im menschlichen Organismus.

Das Säulendiagramm zeigt, dass in einer Probe keine Rückstände festgestellt wurden. Ein Rückstand wurde in zehn Proben nachgewiesen, zwei Rückstände in 8 Proben. Sieben Proben enthielten drei Rückstände, zehn Proben vier Stoffe. In jeweils fünf Proben wurden fünf, sechs oder sieben verschiedene Komponenten nachgewiesen. Acht verschiedene Stoffe wurden in sechs Proben gefunden und neun Stoffe in vier Proben. In einer Probe wurden zehn Komponenten detektiert und in drei Proben elf. In zwei Proben wurden 13 Rückstände nachgewiesen sowie in einer Probe 14. In zwei Proben wurden sogar jeweils 16 Rückstände detektiert.

Abbildung 3: Mehrfachrückstände in Tafeltrauben (01/2008 – 11/2008)

Fazit

Die untersuchten Tafeltrauben waren im Vergleich zum Vorjahr 2007 etwas geringer mit Pflanzenschutzmittel-Rückständen belastet. Die durchschnittlichen Rückstandsgehalte und die Anzahl der Rückstände pro Probe lagen etwas niedriger. Der Anteil an Höchstmengenüberschreitungen hat ebenfalls etwas abgenommen. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass im Berichtszeitraum vor allem südafrikanische Tafeltrauben untersucht wurden.

Die verletzten Höchstmengen betrafen "allgemeine" Höchstmengen und die akute Referenzdosis (ARfD) wurde nicht überschritten. Demzufolge waren keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die einzelnen nachgewiesenen Rückstände nach der derzeitigen Datenlage zu erwarten.

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