Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Feldsalat von Januar bis April 2008 - Höchstmengenüberschreitungen nehmen zu

Hintergrund der Untersuchungen

Der bekannteste Vertreter von Feldsalat, der "gewöhnliche Feldsalat", wird auch Acker- oder Rapunzelsalat genannt. Das frostharte Kraut wird in Deutschland überwiegend von Oktober bis April geerntet.

Der hohe Gehalt an Mineralstoffen wie Kalium, Calcium, Phosphor und vor allem Eisen sowie das Vitamin C und Provitamin A machen den Feldsalat zu einem für die menschliche Ernährung wertvollen Lebensmittel. Ein schmackhaftes Nussaroma weist das Blattgemüse durch die enthaltenen ätherischen Öle auf.

Aufgrund des ungünstigen Verhältnisses von Oberfläche zu Gewicht treten bei Feldsalat, wie auch bei übrigem Blattgemüse, oft deutlich höhere Rückstandsgehalte von Pflanzenschutzmitteln als bei anderen Gemüsesorten auf.

Während bei Obst und Paprika in den meisten Fällen Grenzwerte im Bereich der Bestimmungsgrenze für Beanstandungen verantwortlich sind, werden bei Salatarten häufiger explizit für sie festgelegte, höhere Grenzwerte überschritten. Solche Grenzwerte werden im Rahmen der Zulassung eines Pflanzenschutzmittels auf der Basis der guten landwirtschaftlichen Praxis festgelegt. Liegt ein Rückstand darüber, deutet dies auf eine Fehlanwendung des Pflanzenschutzmittels hin.

Um die Belastungssituation bei Feldsalat zu verfolgen, werden Rückstandsuntersuchungen regelmäßig durchgeführt. Der vorliegende Beitrag berichtet über die Ergebnisse der von Januar 2008 bis April 2008 untersuchten Proben.

Zusammenfassung

Im Zeitraum von Anfang Januar bis Ende April 2008 wurden insgesamt 44 Proben Feldsalat aus dem Groß- und Einzelhandel sowie direkt vom Erzeuger untersucht. Drei Viertel der Proben stammten aus Deutschland, des Weiteren kamen die Proben aus den Herkunftsländern Frankreich, Belgien und den Niederlanden.

Die Rückstandssituation hat sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. 20,5 % der untersuchten Proben waren rückstandsfrei, 59,0 % wiesen Rückstände unterhalb der zulässigen Höchstmengen auf und der Anteil der Höchstmengenüberschreitungen stieg deutlich von 8,6 % im Jahr 2007 auf 20,5 % an (Abbildung 1).

Das Tortendiagramm zeigt, dass im Jahr 2007 der Anteil an rückstandsfreien Proben bei 22,8 % lag, während 68,6 % der Proben Rückstände unterhalb der Höchstmengen und 8,6 % Rückstände über den Höchstmengen aufwiesen. Tortendiagramm: Im Jahr 2008 enthielten 20,5 % der Proben keine Rückstände, 59,0 % der Proben Rückstände unterhalb der Höchstmengen und 20,5 % Rückstände über den Höchstmengen.

Abbildung 1: Anteil rückstandshaltiger Feldsalat-Proben im Jahr 2007 beziehungsweise 01/2008 – 04/2008

Ergebnisse im Detail

Einen Überblick über die Rückstandssituation gibt Tabelle 1. Mit Ausnahme von Deutschland sind aufgrund der geringen Probenzahlen die statistischen Aussagen bezogen auf die Herkunftsländer nicht zu verallgemeinern. Im Gesamtdurchschnitt wurden 2,4 Rückstände pro Probe gefunden, der mittlere Rückstandsgehalt lag bei 3,43 mg/kg. Der höchste Einzelrückstand betrug 17,8 mg/kg für das Fungizid Iprodion in einem deutschen Feldsalat. In 26 Fällen (25 %) lagen die Gehalte der einzelnen Rückstände unter 0,01 mg/kg.

Im Vergleich zu den Vorjahresproben aus dem konventionellen Anbau war der Feldsalat im ersten Drittel des Jahres 2008 stärker belastet, insbesondere die untersuchten deutschen und belgischen Proben wiesen hohe Rückstandsmengen auf. In fast der Hälfte der Proben waren die hohen Gehalte auf Einzelrückstände des Wirkstoffs Iprodion (über 1 mg/kg) zurückzuführen.

Tabelle 1: Ergebnisübersicht Feldsalat (01/2008 – 04/2008)
Herkunftsland Gesamtzahl ohne R mit R kleiner als HM mit R größer als HM Anzahl R pro Probe 1) Gehalt R pro Probe 1) [mg/kg]
Belgien 3 0 3 0 5,7 4,36
Deutschland 33 6 18 9 2,4 3,87
Frankreich 7 3 4 0 0,9 1,23
Niederlande 1 0 1 0 2,0 1,63
Gesamt 44 9 26 9 2,4 3,43
in Prozent 20,5 % 59,0 % 20,5 %
zum Vergleich: 2007 35 22,8 % 68,6 % 8,6 % 2,6 2,57

R = Rückstand; HM = Höchstmenge; 1) Durchschnitt

In einer Feldsalatprobe aus dem ökologischen Anbau eines bayerischen Erzeugers wurden keine Pflanzenschutzmittel-Rückstände nachgewiesen.

Bei neun deutschen Proben wurden insgesamt 13 Höchstmengenüberschreitungen festgestellt. Die unzulässig hohen Gehalte betrafen zwölfmal Fungizide (gegen Pilzerkrankungen) und einen insektiziden und akariziden Wirkstoff.

In drei Fällen traten für den Wirkstoff Iprodion Überschreitungen einer speziell für Feldsalat bzw. Salatarten geregelten Höchstmenge auf.

Die übrigen Höchstmengenüberschreitungen bezogen sich auf "allgemeine", niedrig angesetzte Höchstmengen, da bei den entsprechenden Stoffen eine spezielle Regelung für Feldsalat nicht vorliegt. Für den Wirkstoff Propamocarb ist beispielsweise lediglich für Salat, jedoch nicht für Salatarten, zu denen Feldsalat gerechnet wird, eine Höchstmenge von 15 mg/kg festgelegt. So wurde in vier Proben die für Feldsalat zulässige Höchstmenge von 0,1 mg/kg für Propamocarb überschritten (siehe Tabelle 2).

Tabelle 2: Feldsalat-Proben mit Höchstmengenüberschreitungen (01/2008 – 04/2008)
Herkunftsland Anzahl HMÜ Stoff Rückstandsgehalt [mg/kg] zulässige Höchstmenge [mg/kg] ARfD-Ausschöpfung
Deutschland 1 Propamocarb (F) 0,34 0,1 0
Deutschland 1 Iprodion (F) 17,8 10 n.nw.
Deutschland 1 Propamocarb (F) 0,15 0,1 0
Deutschland 1 Iprodion (F) 12,4 10 n.nw.
Deutschland 1 Propamocarb (F) 4,03 0,1 1
Deutschland 1 Boscalid (F) 0,029 0,01 n.nw.
Deutschland 2 Boscalid (F) 0,011 0,01 n.nw.
Methamidophos (A, I) 0,023 0,01 2
Deutschland 4 Boscalid (F) 0,016 0,01 n. nw.
Difenoconazol (F) 0,11 0,05 0
Iprodion (F) 14,3 10 n. nw.
Propamocarb (F) 0,96 0,1 0
Deutschland 1 Boscalid (F) n. nw.

HMÜ = Höchstmengenüberschreitung, A = Akarizid, F = Fungizid, I = Insektizid, ARfD = akute Referenz-Dosis; n. nw. = nicht notwendig

Bei allen Höchstmengenüberschreitungen wird eine toxikologische Risikoabschätzung durchgeführt. Dazu wird am Beispiel eines Kindes von zwe bis unter fünf Jahren überprüft, in welchem Maß bei einem einmaligen Verzehr die akute Referenz-Dosis (ARfD) ausgeschöpft ist. Bei Überschreitung des ARfD-Wertes sind gesundheitliche Risiken nicht mit der gebotenen Sicherheit auszuschließen. In solchen Fällen erfolgt über das Europäische Schnellwarnsystem (RASFF) eine entsprechende Mitteilung an die Mitgliedstaaten. Das war allerdings bei den vorliegenden Proben in keinem Fall erforderlich.

Von den insgesamt 25 verschiedenen, nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen sind die häufigsten Stoffe (dreimal und häufiger nachgewiesen) in der Abbildung 2 dargestellt. 31 Proben (70 %) wiesen den fungiziden Wirkstoff Iprodion auf. Insgesamt waren unter den zehn häufigsten Stoffen acht Fungizide zu finden, was das hohe Infektionsrisiko durch Pilzerkrankungen von Feldsalat widerspiegelt.

Die Abbildung zeigt die häufig nachgewiesenen Stoffe in Feldsalat. Iprodion wurde 31-mal detektiert, gefolgt von Boscalid und Lambda-Cyhalothrin mit neunmal. Propamocarb und Difenoconazol wurden in acht bzw. sechs Proben nachgewiesen, Dimethomorph und Tolylfluanid in jeweils fünf Proben. Cyprodinil, Azoxystrobin und Metobromuron wurden viermal detektiert und Pirimicarb dreimal. Diese Stoffe sind ausgenommen der Insektizide Lambda-Cyhalothrin und Pirimicarb und des Herbizids Metobromuron Fungizide.

Abbildung 2: Häufig nachgewiesene Stoffe in Feldsalat (01/2008 – 04/2008)
F = Fungizid, H=Herbizid, I = Insektizid

In fast zwei Dritteln der Proben wurden zwei und mehr Stoffe gleichzeitig gefunden. So enthielten 20 Proben (45 %) zwei bis vier Rückstände und acht Proben (18 %) fünf bis sieben Rückstände (siehe Abbildung 3). Die höchste Anzahl mit sieben Rückständen wurde in drei Proben (2x Deutschland, 1x Belgien) nachgewiesen. Diese Proben wiesen neben der Vielzahl an Rückständen auch deutliche Gesamtrückstandsgehalte von 3,43 mg/kg bis 10,0 mg/kg auf. Die belgische Probe war nicht zu beanstanden, weil keine der einzelnen Höchstmenge überschritten wurde. In den beiden deutschen Proben hingegen konnte jeweils ein Boscalid-Gehalt oberhalb der Höchstmenge von 0,01 mg/kg festgestellt werden.

Die Abbildung zeigt, dass in neun Proben kein Rückstand, in sieben Proben ein Rückstand und in 14 Proben zwei Rückstände festgestellt wurden. Drei verschiedene Stoffe wurden in fünf Proben nachgewiesen. Jeweils eine Probe enthielt vier bzw. fünf Rückstände und vier Proben sechs Stoffe. In drei Proben wurden sieben verschiedene Komponenten nachgewiesen.

Abbildung 3: Mehrfachrückstände in Feldsalat (01/2008 – 04/2008)

Das Problem der Mehrfachrückstände wird teilweise sehr emotional und kontrovers diskutiert, insbesondere aufgrund noch lückenhafter Kenntnisse über mögliche additive Wirkungen der unterschiedlichen Stoffe im menschlichen Organismus.

Fazit

Die Rückstandssituation beim diesjährigen Feldsalat hat sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Zwar blieben der Anteil an rückstandfreien Proben und die mittlere Anzahl der Rückstände pro Probe auf dem gleichen Niveau, jedoch stieg der durchschnittliche Gesamtrückstandsgehalt deutlich an. Eine deutliche Zunahme im Vergleich zum Vorjahr war auch bei dem Anteil an Höchstmengenüberschreitungen zu verzeichnen, von denen ausschließlich die untersuchten deutschen Feldsalat-Proben betroffen waren.

Die überschrittenen Grenzwerte betrafen sowohl "allgemeine" Höchstmengen als auch speziell für Feldsalat beziehungsweise Salatarten festgelegte Höchstmengen. Die akute Referenzdosis (ARfD) wurde in keinem Fall überschritten. Demzufolge waren keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die einzelnen nachgewiesenen Rückstände nach der derzeitigen Datenlage zu erwarten.

Die einzige Probe aus ökologischem Anbau, die von einem bayerischen Erzeuger stammte, war rückstandsfrei.

Insgesamt ist der untersuchte Feldsalat als vergleichsweise stark belastetes Gemüse einzustufen.

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