Organochlorpestizide und Polychlorierte Biphenyle (PCB) in Lachs - Untersuchungsergebnisse 2004

Lachs ist in den letzten Jahren zu einem beliebten Nahrungsmittel geworden. Die Aufzucht und Haltung in Aquakulturen macht den einstmals besonderen Fisch mittlerweile ganzjährig zu niedrigen Preisen verfügbar. Aufgrund verschiedener Inhaltsstoffe (z. B. Omega-3-Fettsäuren) wird er als ernährungsphysiologisch wertvoll eingeschätzt.

Ebenso wie andere Aquakulturen (z. B. Garnelen, Muscheln) ist auch die Massenzucht von Lachsen zuletzt vermehrt in die Kritik geraten, insbesondere aufgrund des großen Einsatzes an Chemikalien und schadstoffbelasteten Futtermitteln. Eine wichtige Rolle spielen hierbei Organochlorpestizide und Polychlorierte Biphenyle (PCB), deren Fettlöslichkeit und hohe Stabilität zu einer Anreicherung in der Nahrungskette führen.

Was untersucht das LGL?

Ziel der Untersuchungen ist es, Aufschlüsse über die derzeitige Belastungssituation von Lachserzeugnissen (Lachsfilets, Lachssteaks) aus dem Handel mit Organochlorpestiziden und Polychlorierte Biphenylen (PCB) zu gewinnen. Auch Wildlachse werden in die Erhebung einbezogen.

Im Juli und August 2004 wurden insgesamt 27 Proben auf oben genannte Rückstände untersucht. Keine der Proben überschritt die zulässigen Grenzwerte.

Von den insgesamt 27 Proben stammten 19 von Zuchtlachsen, 8 waren als Wildlachs gekennzeichnet. Als Herkunftsland waren bei den Zuchtlachsen überwiegend Norwegen, sowie Chile, Färöer-Inseln, Schottland und Irland angegeben. Die Wildlachse stammten mit einer Ausnahme aus dem Pazifik. In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, dass es sich bei den Lachsen aus Aquakultur (alle Salmo Salar) und den hier untersuchten Wildlachsen (alle Oncorhynchus Keta) um zwei verschiedene Fischarten handelt. Das Fleisch letzterer ist von deutlich festerer Konsistenz und relativ fettarm (durchschnittlicher Fettgehalt der Proben: 2,3 %). Die Lachse aus Aquakulturen enthielten nach unseren Untersuchungen hingegen im Schnitt 15,8 % Fett, also beinahe das 7fache und damit auch erheblich mehr an Omega-3-Fettsäuren.

Welche Ergebnisse liegen vor?

Als wichtigstes Ergebnis der durchgeführten Untersuchungen auf Organochlorpestizide und PCB ist festzustellen, dass die zulässigen Grenzwerte von keiner der 27 Proben auch nur annähernd erreicht wurden. Jedoch waren hinsichtlich der Rückstandsbelastung zwischen Zuchtlachsen und Wildlachsen in der Regel deutliche Unterschiede feststellbar:

Lachse aus Aquakulturen

Alle Proben europäischer Herkunft (Nordatlantik) wiesen durchgehend qualitativ das komplexe Rückstandsmuster auf, das auch bei frei lebenden, fettreicheren Fischarten (z. B. Hering, Makrele) aus dieser Region zu finden ist. Der Grund liegt in der Fütterung der Zuchtlachse mit Fischmehl und Fischöl, die aus wild gefangenen Fischen gewonnen werden. Die mengenmäßig wichtigsten dieser Kontaminanten sind die Organochlorpestizide DDT (vor allem die Metaboliten DDE und DDD), Dieldrin, Hexachlorbenzol (HCB), Chlordan, Toxaphen sowie die PCB. Die Konzentrationen an diesen Stoffen schwankten in einem relativ engen Bereich.

Hiervon unterschieden sich deutlich drei Proben, die aus Chile stammten. In diesen waren qualitativ weniger Stoffe nachweisbar und auch die Gehalte lagen vergleichsweise deutlich niedriger als bei den Proben europäischer Herkunft.

Wildlachse

Bei diesen mit einer Ausnahme aus dem Pazifik stammenden Proben lag die Rückstandsbelastung noch etwas niedriger als bei den chilenischen Zuchtlachsen. Die gemessenen Konzentrationen betrugen maximal 0,001 mg/kg Erzeugnis. Damit waren diese Erzeugnisse als absolut schadstoffarm zu bewerten, offensichtlich bedingt durch geringe Umweltkontamination ihrer pazifischen Ursprungsgewässer.

Einen Überblick über die durchschnittlich festgestellten Schadstoffgehalte gibt die folgende Tabelle:

Tabelle 1: Ergebnisübersicht: Durchschnittliche Gehalte an Organochlorpestiziden und PCB in Lachsproben - Gehaltsangaben in mg/kg Erzeugnis
Erzeugnisse Anzahl Proben DDT Summe Dieldrin Chlordan Summe Toxaphen Summe PCB** Nr. 153
zulässige Höchstmenge 0,5* 0,02* 0,05 0,1 0,1
Lachse aus Aquakulturen; Herkunft Europa 16 0,018 0,0038 0,0028 0,0073 0,0055
Lachse aus Aquakulturen; Herkunft Chile 3 0,0015 0,0002 n. n. <0,0005 0,0003
Wildlachse 8 0,0006 <0,0002 <0,0002 0,0005 <0,0002

n. n.: nicht nachweisbar

Höchstmengen:
Anlage 1, Liste B zu § 1 Rückstands-Höchstmengenverordnung (RHmV)
*: zur besseren Vergleichbarkeit wurden die Grenzwerte für DDT (5,0 mg/kg Fett) und Dieldrin (0,2 mg/kg Fett) nach Fußnote 1 auf die Gesamterzeugnisse umgerechnet

**PCB: Anlage Liste A zu § 1 Schadstoff-Höchstmengenverordnung (SHmV)
PCBNr. 153 als wichtigste Einzelverbindung stellvertretend für PCB-Kontamination

Weitere nachgewiesene Stoffe

Neben den Organochlorverbindungen wiesen 14 der insgesamt 19 Lachsproben aus Aquakulturen Rückstände an Ethoxyquin auf, wobei in 7 Fällen der zulässige Grenzwert der Rückstands-Höchstmengenverordnung von 0,01 mg/kg formal überschritten war. Die Ursache der Rückstandsgehalte dürfte in den verwendeten Futtermitteln liegen, denen die Substanz als Antioxidans in Konzentrationen bis zu 150 mg/kg zugesetzt werden darf.

Ob daher der für Pflanzenschutzmittelrückstände gültige Grenzwert zur Beurteilung herangezogen werden kann, wird derzeit juristisch geprüft. Ferner waren in einer Probe Rückstände an Cypermethrin unterhalb der zulässigen Höchstmenge festzustellen. Dieser insektizide Wirkstoff ist bei Lachsen zur Bekämpfung von Parasiten zugelassen.

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