"Laktosefreie" Produkte – Wie verlässlich sind Angaben zur Laktosefreiheit?

verschiedene Käsesorten und ein Glas Milch

Laktose (Milchzucker) ist ein Disaccharid, d. h. es ist aufgebaut aus zwei Zuckerbausteinen (Galaktose und Glucose (Traubenzucker)). Diese Substanz ist vor allem in Milch enthalten. In Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch liegt sie in einer Menge von knapp 5 g/100 g (%) vor. Etwas mehr, nämlich 6 bis 7 % Laktose, sind in Human- und Stutenmilch enthalten. Viele aus Milch hergestellte Produkte weisen ebenfalls größere Konzentrationen an Laktose auf; dies gilt vor allem für Erzeugnisse wie Milchpulver, Joghurt, Quark und Buttermilch. Bei einigen Milchprodukten ist der Milchzuckergehalt herstellungsbedingt schon deutlich niedriger; dazu zählen z. B. Butter und Mozzarella. Erzeugnisse aus Milch, die im Regelfall eine längere Reifezeit haben, wie Hartkäse und viele Weichkäsesorten, haben aus diesem Grund nur sehr geringe Gehalte an Laktose, in der Regel unter 0,1 g/100 g.

Milchzucker wird sehr häufig eingesetzt als Trägerstoff für Aromen und bei verschiedenen Lebensmittelgruppen zur Verbesserung der Beschaffenheit oder zur Geschmacksabrundung. Deshalb können viele Lebensmittel Laktose enthalten, von denen man es normalerweise nicht annimmt, wie beispielsweise Wurstwaren, Suppen, Soßen und Knabberartikel. Sicher frei von Laktose sind nur Erzeugnisse wie naturbelassenes Fleisch oder Fisch, unverarbeitetes Obst, Getreide und Wasser.

Für einen Großteil der Bevölkerung spielt es keine Rolle, ob Lebensmittel Laktose enthalten oder nicht, er verträgt sie gut. Der Milchzucker wird von einem körpereigenen Enzym (Laktase) im Dünndarm in seine beiden Bestandteile, Galaktose und Glukose, gespalten und dort dann auch in das Blut aufgenommen. Daher sind laktosefreie Produkte für die meisten Menschen nicht erforderlich und bringen keinen Zusatznutzen. Bei etwa jedem 6. Bundesbürger reicht die von ihm produzierte Menge an Laktase nicht aus, um die Laktose vollständig zu spalten. Sie gelangt dann als Ganzes in den Dickdarm, da sie so nicht über die Dünndarmwand aufgenommen und weiter verstoffwechselt werden kann. Im Dickdarm dient die Laktose verschiedenen Bakterien, die sich dort naturgemäß aufhalten, als Nahrung, die sie z. B. zu Kohlendioxid und anderen Gasen abbauen. Die Folge davon sind Erscheinungen wie Bauchschmerzen, Blähungen, Bauchkrämpfe, Übelkeit und Durchfall. Man spricht dann von einer Laktoseintoleranz, was einer Unverträglichkeit entspricht und nicht mit einer Allergie verwechselt werden darf. Die Laktoseintoleranz kann individuell ganz unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Meist vertragen auch laktoseintolerante Personen geringe Mengen an Laktose, wie sie zum Beispiel in Butter oder Hartkäse enthalten sind.

In den letzten Jahren kamen verstärkt Produkte auf dem Markt, die mit Aussagen wie "lactosefrei" beworben werden. Bei so ausgelobten Milchprodukten handelt es sich im Regelfall um Erzeugnisse, bei denen die Laktose bereits im Herstellungsprozess durch das Enzym Laktase aufgespalten wurde. Diese Produkte werden dann auch von laktoseintoleranten Personen gut vertragen. Auch andere Lebensmittel, wie zum Beispiel Wurstwaren, werden oft als "laktosefrei" bezeichnet. Bei allen anderen Lebensmitteln bleibt den Patienten der Blick in die Zutatenliste der verpackten Lebensmittel nicht erspart. Dabei müssen auch auf Begriffe wie "Molke" oder "Süßmolkenpulver" aber auch "Laktose" oder "Milchzucker" beachtet werden. Sie sind aber zum Beispiel durch Fettdruck hervorgehoben.

Um die verschiedenen Angaben, die es im Zusammenhang mit dem Milchzuckergehalt von Lebensmitteln gibt, zu standardisieren, hat die Arbeitsgruppe "Fragen der Ernährung" der Lebensmittelchemischen Gesellschaft bereits im Jahr 2005 ein Positionspapier zu den Angaben "laktosefrei" und "laktosearm" erarbeitet.

Tabelle: Bezeichnung und Gehalt an Laktose
Bezeichnung Gehalt an Laktose im verzehrsfertigen Lebensmittel
Laktosearm ≤ 1 g/100 g bzw. 1 g/100 ml
Streng Laktosearm ≤ 0,1 g/100 g bzw. 0,1 g/100 ml
Laktosefrei ≤ 0,01 g/100 g bzw. 0,01 g/100 ml

Mittlerweile hat sich die Bezeichnung "laktosefrei" für Produkte mit einem Laktosegehalt von ≤ 0,1 g/100 g bzw. 0,1 g/100 ml durchgesetzt, die anderen Bezeichnungen werden nicht mehr verwendet.

Das LGL untersucht immer wieder unterschiedlichste Lebensmittel, die mit Hinweis "laktosefrei" beworben werden. Dabei wird geprüft, ob die Erzeugnisse tatsächlich weniger als die genannte Grenzkonzentration an Laktose enthalten. Im Regelfall halten die untersuchten Produkte diese Anforderung auch ein, dahingehende Beanstandungen sind die Ausnahme. Seit 2013 wurden am LGL 65 Proben laktosereduzierter Milch und Milchprodukte untersucht. Die Gehalte lagen in den meisten Fällen bei etwa 0,02 g/ 100 g, nur sehr selten bei 0,07 g/100 g. Diesbezügliche Beanstandungen wurden bisher nicht ausgesprochen.

Wurst und Fleischerzeugnisse werden verstärkt mit dem Hinweis "laktosefrei" ausgelobt. Daher werden auch diese untersucht. Von 135 untersuchten Proben im Zeitraum 2012 - 2014 wiesen alle Proben weniger als 0,1 g/100 g Lactose auf und trugen daher die Auslobung zu Recht.

Davon zu unterscheiden sind Produkte, die an sich keine Laktose enthalten, die aber dennoch mit der Bezeichnung "laktosefrei" beworben werden. Denkbar ist diese Bezeichnung bei Wasser oder nur zerkleinertem Obst. Dabei ist zu prüfen, ob es sich um "Werbung mit Selbstverständlichkeiten" handelt, die nach den lebensmittelrechtlichen Vorgaben nicht zulässig ist.

Mehr zu diesem Thema

Allgemeine Informationen zum Thema