Radioaktivität in Lebensmitteln – Untersuchungsergebnisse 2011

Fast genau 25 Jahre nach dem folgenschweren Reaktorunfall von Tschernobyl ereignete sich im März 2011 die Reaktorkatastrophe von Fukushima in Japan. Durch die Distanz zu Japan von über 9.000 km waren die Auswirkungen für den Verbraucher in Europa und Deutschland jedoch sehr gering. Nur ca. 0,1 Prozent aller Nahrungsmittelimporte Deutschlands stammen aus Japan. Die EU hat nach dem Reaktorunfall eine neue Verordnung für die Einfuhr von Lebensmitteln aus Japan erlassen. Darin ist festgelegt, dass Lebensmittel aus den vom Reaktorunglück betroffenen Regionen nur eingeführt werden dürfen, wenn ein amtliches Zertifikat bescheinigt, dass keine erhöhte radioaktive Belastung vorliegt. Zusätzlich fuhren die Überwachungsbehörden stichprobenartige Untersuchungen durch.

Nach Bayern wurden über den Flughafen München 2011 lediglich zwei Lieferungen Pfefferminzbonbons, eine Lieferung grüner Tee und ein Nahrungsergänzungsmittel eingeführt. Alle diese Lebensmittel wurden auf Radioaktivität untersucht. Außerdem wurden zehn Sendungen Lebensmittel über den Hamburger Hafen importiert und weiter nach Bayern transportiert.

Das LGL führte in Zusammenarbeit mit der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde die vorgeschriebenen Dokumentenprüfungen und der Zoll die entsprechende Überprüfung der Begleitpapiere und der Fracht durch. Keines der nach Bayern verbrachten Lebensmittel zeigte eine erhöhte Radioaktivität.

Im Gegensatz zu den kaum messbaren Auswirkungen der Reaktorkatastrophe in Japan auf die Umwelt Bayerns ist weiterhin eine künstliche Radioaktivität zu messen, die auf den atomaren Unfall von Tschernobyl zurückzuführen ist. Im Rahmen des bayerischen Routinemessprogramms werden daher jährlich ca. 1.000 Lebensmittelproben untersucht (siehe Tabelle), um zuverlässige Vergleichswerte für die radioaktive Kontamination in der Umwelt zu gewinnen. Die Messungen der Proben nimmt das LfU vor. Für die Erstellung der Probenpläne und die Bewertung der Ergebnisse ist das LGL zuständig.

Tabelle: Untersuchte Radioaktivitätsproben 2011
Bezeichnung Probenzahl Radiocäsiumaktivität in Bq/kg bzw. Bq/L
Import Inland Min. Max. MW
Sammelmilch - 225 < 1 < 1 < 1
Trockenmilch-erzeugnisse - 2 < 1 < 1 < 1
Rindfleisch - 105 < 1 8 1
Kalbfleisch - 9 < 1 1 < 1
Schweinefleisch - 49 < 1 20 1
Geflügelfleisch - 23 < 1 < 1 < 1
Fische, Fischfleisch 2 < 1 < 1 < 1
Getreide - 85 < 1 < 1 < 1
Kartoffeln - 36 < 1 2 < 1
Gemüse 7 134 < 1 < 1 < 1
Beeren- und Kernobst 5 47 < 1 42 1
Säuglingsnahrung - 25 < 1 < 1 < 1
Trink-/Rohwasser - 33 < 1 < 1 < 1
Gesamtnahrung - 72 < 1 3 < 1
Wildbret gesamt - 223
Reh - 104 < 1 1353 39
Hirsch - 16 < 1 278 30
Wildschwein - 94 < 1 10200 664
sonstiges Haarwild - 9 < 1 38 6
Wildpilze gesamt 9 107
Maronenröhrlinge - 36 < 1 1272 307
Pfifferlinge 4 8 < 1 150 27
Steinpilze 5 14 3 243 54
Rotkappen 6 < 1 19 5
Birkenpilz 6 1 2574 707
Sandröhrling 4 4 70 38
andere Wildpilze 33 < 1 5526 273

Radioaktivität in Wildpilzen

Die Kontamination von Grundnahrungsmitteln mit radioaktivem Cäsium ist nur noch sehr gering. Anders sieht es zum Teil noch bei wild wachsenden Pilzen und Wildbret (vor allem Wildschwein) aus. Das LGL hat 2011 in fünf von 36 Maronenröhrlingen aus Bayern Radiocäsiumwerte von über 600 Bq/kg festgestellt. Werte Über dem Grenzwert wurden noch in vier weiteren Wildpilzen gemessen. Bei einer Probe Birkenpilz und einer Probe weiser Rasling lagen die Werte sogar über 2000 Bq/kg. Pilze wie Pfifferlinge, Steinpilze oder Rotkappen weisen deutlich geringere Belastungen auf.

Radioaktivität bei Wildschweinen

In direktem Zusammenhang mit den erhöhten Radiocäsiumwerten in Wildpilzen stehen die erhöhten Kontaminationswerte bei Wildschweinen. Da sich die Tiere gerne von Pilzen ernähren, kann es im Fleisch der Wildschweine zur Anreicherung des Radiocäsiums kommen. So waren 23 Proben von insgesamt 94 Wildschweinen mit über 600 Bq/kg Radiocäsium belastet. Die Ergebnisse der im Rahmen der Überwachung der Umweltradioaktivität durchgeführten Messungen sind landkreisbezogen auf der Internetseite des LfU veröffentlicht. Das radioaktiv belastete Wildfleisch kam nicht in den Verkehr.

Mehr zu diesem Thema

Allgemeine Informationen zum Thema