Masern

Was sind Masern?

Masern sind eine der ansteckendsten Infektionskrankheiten. Fälschlicherweise gelten die Masern allgemein als harmlose Kinderkrankheit. Masern sind jedoch nicht harmlos und auch Erwachsene können durch das Virus schwer erkranken. Weltweit sind Masern eine führende Todesursache bei Kindern, obwohl seit 40 Jahren ein sicherer und wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht. Starben 2003 noch mehr als eine halbe Millionen Menschen, davon die meisten Kinder, konnte die Zahl bis 2011 auf 158 000 Todesfälle weltweit verringert werden (1). Dies kann als Erfolg der Impfung gewertet werden, da fast alle nicht immunen Personen an Masern erkranken, wenn sie dem Virus ausgesetzt sind.

Masern beginnen typischerweise mit Fieber, Bindehautentzündung, Schnupfen und Husten. Sie führen regelmäßig zu einer vorübergehenden, etwa sechs Wochen dauernden Immunschwäche, die bakterielle Zweitinfektionen begünstigt, am häufigsten Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen und Durchfälle. Eine sehr ernsthafte Komplikation ist die Masern-Gehirnentzündung. Ihre Häufigkeit liegt bei 1:1000-1:5000. Das heißt, von 1.000-5.000 an Masern erkrankten Kindern erleidet eines eine solche Gehirnentzündung, von denen 10-20 % versterben (2). Als Spätfolge der Masernerkrankung kann noch Jahre nach der Infektion eine fortschreitende Enzephalitis (SSPE) auftreten, die immer tödlich endet (Das Risiko von Spätfolgen einer Maserninfektion im Kleinkindalter).

Schutz vor Masern

Die Impfung bietet einen wirksamen Schutz gegen die Infektion. Die Masernimpfung, die in der Regel in Kombination mit einer Impfung gegen Mumps, Röteln und Varizellen gegeben wird (MMR oder MMRV-Kombinationsimpfstoff), wird für Kinder ab dem 11. Lebensmonat von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Die zweite Impfung sollte frühestens vier Wochen nach der ersten Impfung, idealerweise vor Vollendung des zweiten Lebensjahrs verabreicht werden (zwischen dem 15. und 24 Lebensmonat). Nur durch eine zweimalige Impfung kann von einem sicheren Impfschutz ausgegangen werden. Auch bis zu drei Tagen nach Kontakt mit einem Masernfall kann die Impfung als sogenannte Inkubationsimpfung noch vor der Erkrankung schützen. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt die MMR-Impfung auch für alle nach 1970 geborenen Erwachsenen, die nicht geimpft sind, bislang nur eine Impfung bekommen haben oder deren Impfstatus nicht bekannt ist.

Epidemiologische Situation

Die Masern zählen seit 2001 in Deutschland zu den meldepflichtigen Erkrankungen. Seit Beginn dieser Datenerfassung wurden immer wieder zum Teil große Masernausbrüche registriert, von denen Bayern mitunter stark betroffen war. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wertet wöchentlich die landesweiten Masernmeldungen aus und analysiert die epidemiologische Situation in Bayern hinsichtlich Verbreitung und Bekämpfung der Masernerkrankungen. Insbesondere in Schulen und Kindergärten mit einem hohen Anteil nicht oder ungenügend geimpfter Kinder kann sich die Krankheit, schnell ausbreiten. Über infizierte Freunde und Geschwister von erkrankten Kindern wird das Masernvirus auch in andere Gemeinschaftseinrichtungen und in der Allgemeinbevölkerung weitergetragen.

Jüngste Meldedaten zeigen, dass vermehrt Jugendliche und junge Erwachsene von einer Maserninfektion betroffen sind. Auch in der Altersgruppe der unter Einjährigen wurde in den letzten Jahren eine hohe Inzidenz beobachtet. Untersuchungen haben gezeigt, dass gerade in dieser Altersgruppe die Komplikationsrate bei Maserninfektionen am höchsten ist (2, 4).


Die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) setzt sich zusammen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) seit Jahren für eine Erhöhung des Masernimpfschutzes in der bayerischen Bevölkerung ein, was auch Bestandteil der Bayerischen Impfstrategie ist. Bei den Bayerischen Impfwochen wie auch bei weiteren Masernmedienkampagnen wurde das Thema Masernimpfung zielgruppenspezifisch auch für junge Erwachsene kommuniziert. Für das Management von Masernausbrüchen hat das LGL einen Masernleitfaden veröffentlicht.

Auch auf nationaler Ebene wird das WHO-Ziel der Masern- und Rötelnelimination weiterverfolgt. Die Gesundheitsministerkonferenz hat daher im Jahr 2015 im Rahmen der 4. Nationalen Impfkonferenz den Nationalen Aktionsplan 2015 – 2020 zur Elimination der Masern und Röteln in Deutschland (NAP) verabschiedet. Die im Jahr 2016 gegründete Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI) setzt sich in einer Arbeitsgruppe intensiv mit der Umsetzung des NAP auseinander und hat kürzlich auch einen Nationalen Handlungsleitfaden zum Management von Masern und Rötelnfällen herausgegeben.

Übersicht der Masernfälle

Referenzen:

  1. WHO Fact sheet N°286: http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs286/en/index.html
  2. Epidemiologische Bulletin des Robert Koch-Instituts vom 16. August 2010 / Nr. 32 abrufbar unter: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2010/Ausgaben/32_10.html
  3. Daten abrufbar über SurvStat unter: http://www3.rki.de/SurvStat/
  4. Schönberger K, Ludwig MS, Wildner M, Weissbrich B: Epidemiology of Subacute Sclerosing Panencephalitis (SSPE) in Germany from 2003 to 2009: A Risk Estimation. PLoS One. 2013 Jul 9;8(7):e68909.